Unser Theaterprojekt für Laienschauspieler und -innen existiert seit Januar 2017. Träger ist die Jüdische Gemeinde Rostock. Das Projekt ist offen für alle Rostockerinnen und Rostocker, die Interesse daran haben, sich selbst einmal als Darsteller oder Darstellerin bzw. in einer anderen Funktion innerhalb des Theaters auszuprobieren. Gefördert wird das Projekt durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern und das Amt für Kultur, Denkmalpflege und Museen der Hansestadt Rostock. Als Leiterin des Theaterprojektes konnten wir Margarita Vishnyakova gewinnen. Sie ist verdiente Künstlerin Russlands, Sängerin und Schauspielerin, zudem langjährige Darstellerin am Moskauer jüdischen Theater „Schalom“.
Neben Schauspielproben incl. Tanz- und Bewegungsunterricht für Erwachsene und Jugendliche gibt es auch die Möglichkeit, sich im Puppenspiel auszuprobieren. Die einzelnen Projektgruppen proben und inszenieren parallel verschiedene Stücke in russischer oder deutscher Sprache.
Die Proben finden in der Jüdischen Gemeinde Rostock statt. Einige Male im Jahr stellt die Compagnie de Comédie ihre Bühne 602 dankenswerterweise für Gastauftritte zur Verfügung. Auf Wunsch können auch in begrenztem Umfang Gastspiele in Schulen, Kitas bzw. Auftritte bei Veranstaltungen mit interkulturellem Anliegen realisiert werden, vorzugsweise in Mecklenburg-Vorpommern.
Kontakt:
Jüdische Gemeinde Rostock
Augustenstr. 20,
18055 Rostock,
Tel. 0381-4590724,
Fax 0381-4922315
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!,
www.synagoge-rostock.de
Juden und Theater
Wieso gibt es diese Verbindung? Warum ist „Jüdisches Theater“ ein eigenständiger Begriff? Welche Besonderheiten der Theaterkunst symbolisiert diese Verbindung? Und welche Besonderheiten des jüdischen Charakters spielen eine Rolle in dieser Kunst?
Man sagt, Juden seien ein Büchervolk. Wenn wir uns die Thora anschauen, die unzähligen Geschichten von der Erschaffung der Menschheit, die Geschichte von Adam und Eva, von der Sintflut und weiter über Abraham, Isaak und Jakov, über das Volk, das noch nicht einmal ein Volk, sondern zunächst eine Familie, die Ägypten betreten hat und sich dort zu einem riesigen Volk weiterentwickelt hat, war, dann die Erzählungen über Moses, die Übergabe der Thora, die Offenbarung Gottes vor dem jüdischen Volk, so könnte es unter bestimmten Blickwinkel scheinen - mögen uns die Rabbiner und andere geistige Würdenträger verzeihen - dass all diesen Geschehnissen etwas Theatralisches inne wohnt. Man kann sie sich unterschiedlich vorstellen: als reale Ereignisse oder aber als Gleichnisse und Erzählungen über unsere Seele, über jeden einzelnen von uns, jeden Menschen. Und bereits hier lägen die Anfänge von Theater.
Denn Theater ist, wie jede andere Kunst, eine Allegorie. Es ist eine Ausdrucksform dafür, was man gerne sagen würde, aber nicht direkt, sondern mit anderen Worten. Und wenn die jüdische Seele von klein auf an damit aufwächst und in diesem Sinne erzogen wird, hat sie den Drang zum Gleichnis. Hierzu finden wir unzählige Belege, die Gleichnisse über weise Rabbiner oder von ihnen selbst formulierte, Gleichnisse der Chassiden, Gleichnisse, die den Sinn des Lebens erläutern, aber nicht in Form von Befehlen oder Moralpredigten, sondern als Anekdote, einer kurzen lustigen oder traurigen Geschichte, die immer ins Herz und den Verstand des Menschen vordringt. Etwas, woran man sich erinnert. Das Festhalten an diesen Anekdoten ist nichts anderes als die Liebe zum Theater. Dessen Stärke liegt wiederum darin, dass wir schauen, spielen und daran glauben, was wir tun: es ist ein wichtiger Teil unseres Lebens. Ein Mensch, dessen Herz offen ist für das Theater, ist bereit Spielregeln zu akzeptieren, kann davon so beeinflusst werden, dass es sein Leben verändern wird.
In jedem von uns lebt die Sehnsucht nach Märchen, danach, eine spannende Geschichte zu hören, darin, mit einer Seele in Berührung zu kommen und einen anderen Menschen näher kennenzulernen. Und das Theater ist eines der besten Mittel, um das zu erreichen. Deshalb beschäftigen wir uns mit dem Theater, deshalb mögen wir das Theater und deshalb gilt für heute und immer – da wo Juden sind, dort gibt es auch Anekdoten, Leben, Lachen, Musik, Tränen, dort sind Geschichten, Maises, Märchen, dort ist Theater.
Wenn Sie auch Teil unseres Projektes werden wollen! Wir erwarten Sie!
V. Faerman